Die alte Geige

Sie war matt und voller Schrammen, und der Versteigerer hatte wenig Lust, viel Zeit auf sie zu verwenden. Grinsend deutete er auf die Geige und sagte: „Das Mindestgebot liegt bei zehn Euro. Wer bietet zehn Euro? Zehn Euro sind geboten, wer bietet zwanzig?“ Niemand gab ihm ein Zeichen. Er schwieg für einen Augenblick. „Zehn Euro zum ersten, zum zweiten…“
Während dieser Worte kam ein alter grauhaariger Mann nach vorne. Er nahm die Geige und den Bogen zur Hand, wischte den Staub ab, stimmte die Saiten und spielte eine wunderschöne Melodie. Als das Lied verklungen war, stellte der Versteigerer erneut seine Frage: „Wie lautet das Gebot für dieses Instrument?“ Diesmal hielt er die Geige samt Bogen hoch. „Tausend Euro, zweitausend Euro sind geboten. Wer bietet mehr? Dreitausend. Dreitausend zum ersten, zum zweiten und zum dritten.“ Einige Zuschauer schauten verwundert und fragten: „Was macht diese alte Geige auf einmal so wertvoll?“ „Dass ein Virtuose sie in die Hand genommen hat. Er hat durch sein Spiel deutlich gemacht, dass der Wert nicht allein vom äußeren Zustand abhängig ist.“
Manche Menschen, die durch ihr Leben verstimmt und zerschrammt sind, werden billig an die Menge versteigert, weit unter Wert. Wenn Gott einen Menschen neu „stimmt“, kommt sein Leben wieder in Einklang.

Autor unbekannt