Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. Hebräer 13,2

Bist du je einem Engel begegnet?

Meist denken wir, das würde bedeuten, dass wir ein leuchtendes Wesen mit Flügeln sehen würden. Ich habe Berichte gelesen, in denen Menschen von solchen Begegnungen erzählt haben. Ich habe eine junge Frau kennengelernt, die einen Unfall mit einem Auto auf wundersame Weise unbeschadet überstanden hat, die gleich nach dem Vorfall (mit ihren damals drei Jahren) gesagt hatte, dass die Engel sie aufgefangen haben. Es sind manchmal erstaunliche Berichte und du fragst dich vielleicht: „Warum erlebe ich sowas nicht?“

Aber ich vermute ganz stark, dass unserer Monatsspruch nicht von solchen überwältigenden Erfahrungen spricht. Sonst hätte der Schreiber bestimmt auch nicht gesagt: „ohne es zu ahnen.“ Es wird davon ausgegangen, dass der Autor an ein Ereignis in 1. Mose 19 denkt: Zwei Engel kommen nach Sodom. Lot, der Neffe von Abraham, der in der Stadt wohnt, lädt sie ein, Gäste in seinem Haus zu sein. Später wollen Männer aus der Stadt diesen Gästen übel mitspielen und Lot versucht sie zu beschützen. Am Ende beschützen sie Lot, aber zuerst hat er sich für sie eingesetzt.
Aber vielleicht ist es in diesem Zusammenhang wertvoll, auch die Worte Jesu aus Matthäus 25,40 zu bedenken: Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Jesus fordert uns auf, die Bedürfnisse von anderen Menschen zu sehen und uns darum zu kümmern. Manchmal ist es nicht so einfach, uns um diese Bedürfnisse zu kümmern. Die Menschen sind schwierig; sie tun Dinge, die wir nicht für richtig (christlich!) halten; sie akzeptieren unseren Rat nicht; sie scheinen hoffnungslose Fälle zu sein. Aber ist das nicht genau das, was Jesus im Sinn hatte, als er von den Geringsten gesprochen hat?

Wir sollen jedenfalls nicht so sehr auf wundersame Erfahrungen ausgerichtet sein, dass wir uns die Gelegenheit entgehen lassen, Engel ‒ oder sogar Jesus selber ‒ aufzunehmen, weil sie nicht so ausgesehen haben, wie wir erwartet hatten.

Pastor Karl Flentje