Auf der Arbeit ist dicke Luft. Fehler wurden gemacht. Manches ist einfach unglücklich gelaufen. Jetzt steckt die Firma in der Klemme und der Vertrag muss irgendwie erfüllt werden. Eine Gruppe fängt an, Pläne zu schmieden, wie die Arbeit abgekürzt werden kann. Man kann Stunden abrechnen, die nicht wirklich für das Projekt eingesetzt wurden. Es soll geschummelt werden, um das Gesicht zu wahren. Du widersprichst – und du machst Dich dabei nicht beliebt. „Jetzt ist nicht die Zeit, den Heiligenschein aufzupolieren!“ Du weigerst dich, an irgendwelchem Betrug beteiligt zu sein und wirst dafür in ein anderes Projekt versetzt. Jetzt darfst du die Arbeit machen, die kein anderer machen will, die weniger Aufmerksamkeit bekommt und die längst nicht so interessant ist. Außerdem brauchst du nicht bald auf eine Beförderung zu hoffen. Die anderen ziehen ihren Plan durch. Er scheint gut funktioniert zu haben. Die Firma vermeidet die Blamage und die roten Zahlen … bis ein Controller merkt, dass etwas hier nicht stimmt. Anwälte werden eingeschaltet und es dauert nicht lange, bis die Staatsanwaltschaft im Haus steht. Und der Chef ist froh, in dir einen gut qualifizierten Mitarbeiter zu haben, gegen den keine Strafanzeige anhängig ist. Du bist rehabilitiert. Du bist gerechtfertigt.

Oft wird es Christen unterstellt, dass wir nur eine „Vertröstung aufs Jenseits“ bieten würden. Man soll die ganzen Unannehmlichkeiten dieses Lebens ohne Beschwerde ertragen, in der Hoffnung, dass danach etwas Besseres kommt. Unser Monatsspruch sieht sich häufiger solchen Unterstellungen ausgesetzt:

Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Römer 8,18)

„Dieser Zeit Leiden fällt nicht ins Gewicht?! Dann hat der alte Paulus keine Ahnung, was ich durchmachen muss!“ (Allerdings, wer das behaupten will, soll sich 2. Korinther 11,22ff. anschauen.) Paulus geht es nicht darum, abzugleichen, wer am meisten gelitten hat. Es ist die Natur der Hoffnung, die hier von besonderer Bedeutung ist. In der gesamten Bibel, und ganz besonders bei Paulus, geht es um die Frage der Rechtfertigung. Das ist nicht nur die Frage, ob uns unsere Sünden vergeben sind (als wäre das nicht schon von überwältigender Bedeutung!). Die Frage der Rechtfertigung ist auch die Frage: Wer behält am Ende recht? Wird Jesus wirklich siegen? Wird Gott die Schöpfung wirklich erlösen und erneuern? Werden wir wirklich in seiner Ruhe ankommen? Oder ist unser Glaube am Ende fehlgeleitet und nutzlos gewesen?
Unser Monatsspruch ist mitten in Römer 8, einem Kapitel, in dem Paulus in aller Deutlichkeit und mit großer Inbrunst die Gewissheit des Sieges Gottes durch Jesus schildert. Es ist keine zaghafte „Wir hätten es gern so“, sondern er zeichnet durch den gesamten Römerbrief das Wirken Gottes in der Geschichte nach. Er zeigt, wie Gott seine Verheißungen an Abraham erfüllt – und das lag zu Paulus‘ Zeit schon 2000 Jahre zurück. Die Erfüllung passierte ganz anders, als die meisten Menschen erwartet haben, aber er hat sein Wort gehalten und wir dürfen die Gewissheit haben, dass er weiterhin seiner Verheißung treu bleibt.

Und die Hoffnung, die wir haben, ist alles andere als eine Vertröstung auf das Jenseits. Diese Hoffnung lehrt uns, wie wir als Kinder Gottes und Bürger seines Reiches schon hier und jetzt leben können. Wir können tatsächlich ein Stück Himmel auf Erden erleben, wenn wir unsere Augen auf die Hoffnung richten, die uns gegeben ist. Wir werden gerechtfertigt, wenn wir an der Wahrheit festhalten, auch wenn uns dafür von den Menschen um uns herum nicht applaudiert wird. Und die Herrlichkeit, die wir dann erleben werden, lässt sich gar nicht in Worte fassen!

Pastor Karl Flentje